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AutorenbildJannik Batz

Mein Flug von München nach Vancouver

Am 19.04.2022 ging mein Abenteuer nun endlich los. Bis wenige Tage vor der Abreise verspürte ich nur wenig Aufregung, freute mich aber auf die vielen Erlebnisse, Eindrücke und Bekanntschaften der nächsten Monate. Ich hatte mir lange Gedanken gemacht, wohin es auf der Reise gehen soll, wie lange ich weg sein möchte und wie ich vor Ort rumreisen werde. Viele Ideen und Pläne wurden dabei über den Haufen geworfen und sorgten für regelrechte Kopfschmerzen und lange Nächte. Je näher es dann auf das Abreisedatum zu ging, desto klarer war ich mir darüber, wann ich wohin möchte. So konnte ich in der vorerst letzten Nacht im eigenen Bett mit einem beruhigten Gewissen einschlafen.

 

Der Tag der Abreise war nun also gekommen und der Rucksack gepackt. Es war ein eigenartiges Gefühl sich von allen Familienmitgliedern, den Katzen und dem Zuhause zu verabschieden. Immer wieder kam der Gedanke auf, nun drei Monate und viele tausend Kilometer von all dem getrennt zu sein. Noch nie zuvor war ich so lange und so weit von daheim entfernt. Vielleicht auch deswegen stellte ich mir für einen Moment lang die Frage, ob das Ganze wirklich eine gute Idee gewesen ist.

Mit einem mulmigen Gefühl aber auch voller Vorfreude stieg ich dann ins Auto. Da mein Flug nach Vancouver gegen 15:30 starten sollte, machten meine Mutter und ich uns am frühen Vormittag auf den Weg nach München. Nach und nach ließen wir die mir bekannte Heimat zurück und fuhren Richtung Flughafen. Auch während der Fahrt kamen mir viele kritische Gedanken in den Sinn und das mulmige Gefühl nahm kein Ende. Als wir jedoch kurz vor München das erste Flugzeug am Himmel erblickten, waren alle Sorgen, negativen Gedanken und Ängste wie verflogen.



Am Terminal 2 des Flughafen München angekommen, ging es vom Check-in Schalter zu den Sicherheitskontrollen und ab zum Gate. Da ich deutlich zu früh dort war, hatte ich viel Zeit, um mich im Flughafen umzuschauen. Eine andere Person hätte sich darüber sicher geärgert, jedoch war ich mehr als froh darüber. Ich hatte München nämlich nicht ohne Grund als Startpunkt meiner Reise gewählt. Wollte ich doch unbedingt einmal von dort aus geflogen sein und mich im Terminal gut umsehen, da ich das Glück habe, dort ab September drei Jahre studieren zu dürfen. Ab der Ankunft auf dem Gelände war ich von sämtlichen Aspekten beeindruckt. Alles wirkte auf mich sehr durchdacht, übersichtlich und sauber. Die Abflughalle des Terminal 2 ist sehr modern und die vielen Geschäfte und Restaurants vor den Gates sind einladend. Der Gedanke, dass ich hier studieren darf, erfüllte mich voller Vorfreude und Stolz. Nachdem ich mich ausführlich umgesehen hatte, fuhr ich dann mit der flughafeneigenen U-Bahn zum Satellitengebäude des Terminal 2 und passierte die Passkontrollen.



Als ich an meinem Gate ankam, konnte ich auch schon meinen heutigen Flieger erbklicken. Es war ein knapp fünf Jahre alter A350-900 in der alten Lufthansa Lackierung. Ich hatte mir schon lange gewünscht, einmal mit einem A350 zu fliegen, da dies mein absoluter Liebling unter allen Flugzeugen ist. Nach längerem Warten begann das Boarding und ich konnte endlich ins Innere des Fliegers. Auf dem Weg zu meinem Platz musste ich durch die Business Class, welche ich aus etlichen Tripreports bereits kenne, und die Premium Economy Class laufen, bis ich dann an meinem Sitz in der Economy Class ankam. Auf diesem fand ich eine blaue Decke und ein weißes Kissen vor, welche den Flug warm und angenehm machen sollten.


Nach dem Warten auf einige Passagiere, die von einem Anschlussflug kamen, ging es dann endlich mit dem Pushback unseres Flugzeugs los und wir rollten zur Startbahn. Bei bewölktem Himmel aber guter Sicht bekamen wir dann unsere Startfreigabe und beschleunigten so stark, dass alle in ihre Sitze gedrückt wurden. Mit knapp 300 km/h hoben wir ab und drehten wenig später Richtung Vancouver.



Auf unserem Weg über Deutschland flogen wir an Ingolstadt, Nürnberg und Hannover vorbei raus auf die raue Nordsee. Während die Stewardess das Mittagessen verteilten, warf ich wie so oft einen Blick aus dem Fenster und entdeckte durch Zufall die Insel Sylt. Nach dem diese aus seinem Sichtfeld verschwand, widmete ich mich dann dem Mittagessen. Serviert wurde eine warme Gemüselasagne mit Salat, dazu ein Brötchen mit leckerem Käse und einem köstlichen Stück Schokokuchen. Gegessen wird in der Lufthansa Economy Class übrigens mit Besteck aus Edelstahl, was sonst in anderen Economy Class sehr selten zu finden ist. Immer wieder wurden uns Getränke angeboten und so langsam kehrte Ruhe im Flugzeug ein.


Wir flogen also dahin, an der dänischen und norwegischen Küste vorbei Richtung Grönland. Immer wieder schaute ich gespannt aus dem Fenster und auf die Außenkameras, welche den Blick nach vorne und unten sowie von hinten aufs Flugzeug zeigten. Bald waren die hohen Berge und gefrorenen Fjorde Grönlands am Horizont zu erahnen. Je näher wir kamen, desto majestätischer baute sich die Landschaft auf und zeigte sich dann von ihrer schönsten Seite. Es war sehr beeindruckend diese unendlichen Weiten von Eis, Schnee und Bergen zu sehen.



Ich starrte lange nach außen und machte mir viele Gedanken. Hat ein Mensch jemals einen Fuß auf dieses Stück Erde gesetzt? Ist es nicht ironisch diese Landschaft zu bewundern und durch den eigenen Flug ein Stückweit zu zerstören? Diese und andere Fragen haben mich einige Minuten beschäftigt. Allerdings möchte ich hier einmal hervorheben, dass der Luftverkehr oft als der Buhmann dargestellt wird, wenn es um CO₂-Emissionen geht. Allerdings hat dieser, trotzt Millionen von Flügen jährlich, nur einen Anteil von lächerlichen 2,5 bis 3 Prozent an den weltweiten CO₂-Emissionen. Zum Vergleich, der Straßenverkehr macht etwa 18 Prozent aus.


Nachdem wir mehrere hundert Kilometer über Grönland geflogen sind, erreichten wir nach etwa 6 Stunden den kanadischen Luftraum. Allerdings waren auch hier vorerst nur riesige Eisflächen zu sehen. Allmählich tauchte aber die riesige Landfläche Kanadas auf und zeigte gefrorene Flüsse, die sich durch steinige Landschaften schlängelten. Der Fakt, dass Kanada etwa 28 mal so viel Fläche wie Deutschland hat, beeindruckte mich. Leider zog bald eine undurchsichtige Wolkenschicht auf, welche Kanada bis kurz vor der Landung vor uns versteckte.


Etwas mehr als eine Stunde vor der Landung teilte die Crew einen letzten kleinen Snack aus. Dieser bestand aus geschnittenem Obst mit Weintrauben sowie einem roten Pesto Wrap, welcher aus einem Weizenmehlfladen mit Spitzkohl, Karotten, Mais, Käse und Spinat bestand. Dazu gab es eine Packung Manner Sticks und ein letztes kleines Getränk unserer Wahl.


Wenig später leiteten die Piloten den Sinkflug in Richtung Vancouver ein. Inzwischen hatten sich die Wolken zurückgezogen und so konnte ich einen einzigartigen Blick auf die Kanadischen Rocky Mountains genießen. Über das bekannte Skigebiet Whistler hinweg, welches sich etwa eine Stunde mit dem Auto von Vancouver befindet, ging es dann in den Landeanflug. Wir drehten eine Runde direkt über Downtown Vancouver, sodass die Wolkenkratzer in der Kamera, die nach unten zeigt, zu sehen war. Anschließend flogen wir eine große Kurve und befanden uns im Endanflug auf den Vancouver International Airport. Dort setzten die Piloten unseren Flieger butterweich auf die Piste und das Kabinenpersonal hieß uns in Vancouver willkommen. Nach kurzem Warten konnten wir zu unserem Gate rollen und hatten so unser Ziel erreicht. Nach und nach stiegen alle Passagiere aus. Nach einem Blick ins Cockpit verließ auch ich das Flugzeug.



Es war ein großartiges Gefühl kanadischen Boden unter den Füßen zu haben. Gemeinsam mit meinem Sitzpartner aus dem Flugzeug machte ich mich auf den Weg zu den Einreisekontrollen. Nach dem Beantworten einiger Fragen und der genauen Inspektionen meines Reisepasses wurde mir die Einreise gewährt und ich konnte das Flughafen Gebäude verlassen. Als sich die Türen des Ausgangs vor mir öffneten, schien es mir, als wäre gerade der Kinovorhang aufgegangen. Ich ging einige Schritte ins Freie und für einen Moment lang fühlte es sich an, als wäre ich in einen Film gesprungen. Ich brauchte einige Minuten, um diese neue Welt zu erfassen und machte mich auf zum Skytrain, welcher mich zu meiner Unterkunft bringen sollte.


Das war er also, der Anfang einer langen Reise mit vielen Eindrücken und Erfahrungen. Gespannt saß ich im Zug und freute mich, die folgenden Tage Vancouver zu erkunden und Kanada zu entdecken.

 

Mehr Bilder zum Flug sind in der Bildergalerie zu finden.









100 Ansichten1 Kommentar

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1 Comment


Jana Batz
Jana Batz
Apr 29, 2022

👏🏼Großartig geschrieben!! Wir freuen uns, dir hier zu folgen lieber Jannik! Danke, dass du deine Eindrücke mit uns teilst!

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