Mit Vorfreude meine Familie in zwei Tagen wiederzusehen stieg ich in Las Vegas in mein Flugzeug, welches mich nach Toronto bringen sollte. Nach einem längeren Zwischenstopp dort ging es weiter nach Montreal, wo ich nach Mitternacht landete. Nachdem ich mein Gepäck eingesammelt hatte und mit dem Bus zum Hostel gefahren war, kam ich dort mitten in der Nacht an und fiel direkt ins Bett. Am nächsten Tag hatte ich zum Glück Zeit mich von der Anreise zu erholen und drehte schon eine kleine Runde durch die Stadt. Am zweiten Tag war es dann so weit, ein Teil meiner Familie sollte am Nachmittag ebenfalls in Montreal landen. Nach dem freudigen Wiedersehen am Flughafen fuhren wir zur Wohnung, welche unser Ausgangspunkt für die nächsten Tage sein sollte.
Unsere gemeinsame Zeit in Montreal begannen wir am nächsten Tag mit einem Spaziergang in den Parc du Mont Royal, eine große Parkanlage mit verschiedenen Aussichtspunkten. Als wir uns mit dem guten Blick über die Stadt und die Hochhäuser einen Überblick geschaffen und die Ruhe des Parks genossen hatten, fuhren wir zum St.-Josephs-Oratorium, welches direkt an der Parkgrenze liegt. Dabei handelt es sich um eine römisch-katholische Basilika, die aufgrund ihrer Kapazität die größte Kirche in Kanada ist. Die Architektur mit der hohen Kuppel, der schön gestaltete Altar und die in Deutschland gebaute Orgel machen die Kirche zu einem Ort, den man gesehen haben sollte, wenn man Montreal besucht. Da alle etwas vom Jetlag geplagt waren, ging es bald schon durch die Stadt zurück in die Wohnung.
Unser erster Anlaufpunkt am folgenden Tag war der alte Hafen von Montreal, welcher verschiedene Foodtrucks, Läden und ein Riesenrad beherbergt. Nur wenige Minuten zu Fuß entfernt liegt die Notre-Dame de Montréal, die wir im Anschluss besuchten. Bei dieser handelt es sich ebenfalls um eine römisch-katholische Basilika, welche aufgrund ihrer architektonischen Gestaltung und den bunten Glasfenstern sehr beeindruckend war. Das Highlight der Kirche ist jedoch der Altar mit seinen einzigartigen Farben, welche unter anderem einen Himmel im Hintergrund darstellen sollen. Nach einer Kaffeepause schauten wir uns noch einen Teil der Untergrundstadt Montreals an. Dies ist ein weitläufiges verzweigtes Netzwerk von unterirdischen Ladenpassagen mit hunderten von Läden, Kinos, Restaurants und zehn U-Bahn-Stationen, welche durch Fußgängertunnel verbunden sind. Vor allem im Winter ist dies von Vorteil, da man so den kalten Winter der Stadt etwas umgehen kann. Als Tagesabschluss fuhren wir in das Restaurant La Banquise, welches aufgrund der dort angebotenen Fast-Food-Spezialität Poutine sehr bekannt ist. Es besteht aus Pommes, Käsebruch und darüber gegossener Bratensauce und gehört zu den populärsten Gerichten der Region.
Nachdem wir am späten Vormittag des nächsten Tages unseren Mietwagen am Flughafen abgeholt hatten fuhren wir in Richtung Québec. Bevor wir allerdings in die Stadt fuhren machten wir zunächst einen Halt am Montmorency-Fall. Mit 83 Metern ist der Wasserfall höher als die Niagarafälle und hat eine begehbare Brücke über den Wasserfall. Um zu dieser zu gelangen mussten wir eine Treppe an der Felswand hinaufsteigen und konnten dann die schwindelerregende Brücke überqueren. Bei Sonnenuntergang machten wir noch einen Abstecher in die wunderschöne Innenstadt von Québec. Direkt bei unserer Ankunft haben wir schnell erkannt warum die Stadt architektonisch als die wohl Europäischste Nordamerikas gilt. Sie hat zahlreiche Gebäude, welche französisch geprägt sind und teilweise sogar noch aus dem 17. Jahrhundert stammen. Eine weitere Besonderheit ist die Stadtmauer, da sie die Einzige in ganz Kanada und den USA ist. Die französische Prägung spiegelt sich allerdings nicht nur in den Gebäuden wider, sondern auch im französischsprachigen Bevölkerungsanteil von fast 94%. Auch nachdem die Sonne untergegangen war ging die besondere Stimmung der Stadt nicht verloren, da die historischen Gebäude imposant angeleuchtet werden. Den nächsten Tag verbrachten wir damit nach einer kleinen Fahrt mit einer Fähre die Innenstadt von Québec noch genauer zu erkunden und durch die netten Gassen zu schlendern,
Nach einer weiteren Autofahrt erreichten wir am kommenden Tag unseren nächsten Zwischenstopp, den Saguenay Fjord Nationalpark. Bei unserer Ankunft fühlten wir uns sofort an unsere Kreuzfahrt in Norwegen und die dortigen Fjorde erinnert und waren beeindruckt von der Natur. Genau als wir einen Aussichtspunkt erreichten und einen großartigen Blick auf den Fjord hatten, erschien ein großer Regenbogen direkt über dem Wasser. Es war ein Anblick den wir wohl alle nicht so bald wieder vergessen werden. Nach einer ruhigen Nacht planten wir für den folgenden Tag eine längere Wanderung, welche zu einer großen Maria Statue führen sollte. Über steile Wege, Treppen und durch Matsch gelangten wir nach über einer Stunde zu unserem Ziel. Als wir dort eine Pause eingelegt hatten und die Aussicht genossen, liefen wir auf dem gleichen Weg wieder zurück zum Mietwagen. Zusammenfassend war der Nationalpark sehr eindrucksvoll und sollte bei Reisen durch den Osten Kanadas definitiv besucht werden.
Nach zwei ruhigen Tagen und einer langen Autofahrt erreichten wir mit der kanadischen Hauptstadt Ottawa unseren nächsten Stopp. Ähnlich wie in Québec verbrachten wir auch hier zunächst einen Abend und konnten einen ersten Eindruck gewinnen. Am nächsten Tag starteten wir dann am Vormittag eine größere Tour durch die Stadt, welche uns zu Beginn durch den Major's Hill Park führte. Von dort aus hatte man einen guten Blick auf den Parliament Hill und das dortige Parlament. Auch wenn wir uns dieses gerne genauer angeschaut hätten, blieb uns aufgrund eines stundenlangen Polizeieinsatzes ein Blick ins Innere leider verwehrt. Das einzige Weltkulturerbe der Stadt, einen Teil des Rideau Canal, konnten wir jedoch besichtigen. Hierbei handelt es sich um einen Kanal, welcher Ottawa mit Kingston verbindet und teilweise künstlich angelegt ist. Das wirklich besondere sind allerdings die historischen Schleusen, von welchen sich acht Stück direkt neben dem Parliament Hill befinden. Noch heute werden diese per Hand geöffnet und geschlossen, was ein Besuch der hölzernen Schleusen zu einem richtigen Erlebnis macht. Auch einen Blick in die Innenstadt und das belebte Viertel ByWard Market ließen wir uns nicht entgehen und drehten so noch eine Runde durch Ottawa. Nach einem langen Tag ging es anschließend weiter in Richtung Westen in unsere Ferienwohnung mitten in den endlosen Wäldern Ontarios.
Unseren ersten Halt machten wir am Silent Lake Provincial Park, einem von mehreren kleinen Parks in der Gegend. Hierbei handelt es sich, wie der Name bereits verrät, um einen ruhigen See mit Campingplatz und verschiedenen Freizeitmöglichkeiten. Der wohl bekannteste und auch größte Park ist jedoch der Algonquin Provincial Park. Dieser besteht aus Laub- und Nadelwäldern und hat mehr als 2000 Seen. Im Park leben Schwarzbären, Biber, Wölfe und auch etwa dreitausend Elche. Auch wenn wir leider keinen Elch mit eigenen Augen sehen konnten, haben wir die Rufe von diesem beeindruckenden Tier beim Kanufahren gehört. Das Kanu wird heute hauptsächlich für die Freizeit genutzt, allerdings war es im Park vor 100 Jahren ein wichtiges Fortbewegungsmittel. Des Weiteren machten wir eine kleine Wanderung im Park, welche mit einem Blick von einer Klippe endete. Am Abend sind wir auf dem Highway 60 dann einmal quer durch den Park gefahren und unsere zwei Tage in der Wildnis endeten.
Der Besuch des Algonquin Provincial Park sollte jedoch nicht unser letztes Naturhighlight der gemeinsamen Reise gewesen sein, da unser nächstes Ziel die Niagarafälle waren. Nachdem wir an den berühmten Wasserfällen am nächsten Tag angekommen waren, fuhren wir den Skylon Tower hinauf. Vom 160 Meter hohen Aussichtsturm auf der kanadischen Seite konnte man direkt auf die Niagarafälle hinunterblicken. Begeistert vom Blick auf die Wassermassen und die kleinen Regenbögen, schauten wir uns diese kurz darauf auch aus der Nähe an. Nach einer längeren Pause am Hotelpool kehrten wir später zurück, um die Fälle am Abend zu sehen. Als es dunkel geworden war wurden diese in verschiedensten Farben abwechselnd angestrahlt. Zu unserer Überraschung gab es dann noch ein minutenlanges Feuerwerk direkt daneben. Auch wenn ein Tag an den Niagarafällen ausgereicht hat, sollte man diese einmal selbst gesehen haben.
Nur eine Autostunde von den Niagarafällen entfernt liegt die Metropole Toronto, welche der letzte Halt unserer gemeinsamen Reise sein sollte. Nachdem wir am Abend zuvor unseren Mietwagen abgeben hatten, starten wir am nächsten Tag fußläufig in die Stadt. Ich war sehr gespannt, da ich schon vieles über die Stadt gesehen hatte und mich sehr auf diese freute. Schon von Weitem aus erblickten wir das wohl bekannteste Gebäude der Stadt, den CN Tower. Dieser war aufgrund seiner Höhe von 553 Metern von 1975 bis 2009 das höchste Gebäude der Welt und ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Mit jedem Schritt erschien uns der Turm immer größer, bis wir schließlich direkt vor ihm standen und von dessen unglaublicher Höhe beinahe erschlagen wurden. Direkt neben diesem befindet sich das Rogers Centre, die Heimspielstätte des Baseball-Team Toronto Blue Jays. Im Anschluss liefen wir zum Roundhouse Park, einem ehemaligen Ringlokschuppen mit Drehscheibe, in welchem heute eine Brauerei mit Restaurant sowie ein Eisenbahnmuseum untergebracht sind.
Ausgeruht und gestärkt ging es dann am Hafen entlang, am heutigen und ehemaligen Rathaus vorbei in das Einkaufszentrum Eaton Centre. Dies ist mit 230 Geschäften und Restaurants das größte Einkaufszentrum der Stadt. Als wir auch dort einige Zeit verbracht hatten liefen wir zurück zum Hafen um eine Fähre zu nehmen, welche uns zum Toronto Island Park brachte. Dieser befindet sich auf einer Inselgruppe auf dem Ontariosee und bietet ruhige Spazierwege, Strände und sogar einen kleinen Freizeitpark. Auf einer Bank am Wasser mit Blick auf die Skyline und die dahinter untergehende Sonne haben wir dort bei bestem Wetter zu Abend gegessen, das Panorama auf uns wirken lassen und beobachtet wie mit der Zeit immer mehr Lichter in der Stadt angingen. Die sonst so laute und hektische Stadt hatte von diesem Punkt aus eine ganz andere Wirkung und wir waren alle sehr angetan von diesem Blick, sodass wir erst im Dunkeln mit der Fähre zurückfuhren.
Am letzten Tag unserer gemeinsamen Reise besuchten wir noch den Dundas Square, welcher ähnlich wie der Time Square in New York für seine großen Reklamen mit Werbung bekannt ist. Dort war es auch endlich mal wieder Zeit für einen Friseurbesuch, den ich zu diesem Zeitpunkt wirklich nötig hatte. Mit neuer Frisur war ich dann bereit für das Highlight des Tages, ein Baseballspiel im großen Rogers Centre. An diesem Abend standen sich die Toronto Blue Jays und die berühmten New York Yankees gegenüber und wir hatten das Glück diese spannende Partie zu verfolgen. Auch wenn die Heimmannschaft klar unterlegen gewesen ist, war auch das zweite Baseballspiel auf meiner Reise wieder ein besonderes Event.
Für meine Familie war der Tag der Abreise gekommen, da am Abend der Flug zurück nach Deutschland gehen sollte. Bevor sie sich allerdings auf den Weg zum Flughafen machten fuhren wir noch den CN Tower hinauf, um den Blick aus schwindelerregender Höhe einmal selbst gesehen zu haben. Aus insgesamt 346 Metern sowie von 447 Metern Höhe konnten wir die ganze Stadt überblicken und die Toronto Islands sehen. Es war lustig anzusehen, wie winzig die Menschen und Autos von oben aussahen.
Nachdem ich meine Familie am Flughafen verabschiedet hatte, fuhr ich zu meinem Hotel für die folgende Nacht, da auch für mich am frühen Morgen des nächsten Tages ein Flug anstehen sollte. Wie immer war die Zeit unglaublich schnell vergangen und viele Städte und Naturerlebnisse hatten wir gemeinsam erkundet. Zusammenfassend hat mir Ostkanada gut gefallen, ich freute mich aber auch sehr auf mein nächstes Ziel.
Die schönsten Bilder aus Montreal, Québec, Toronto sowie den Niagarafällen und Parks habe ich wie immer in der Bildergalerie hochgeladen.
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